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Zeitlose Designklassiker - Original und Nachbau

Viele Designklassiker vom Anfang bis zur späten Mitte des 20. Jahrhunderts sind bis heute äußerst beliebt. Hier möchte ich euch ein paar Infos über einige dieser Klassiker geben und was es mit den Nachbauten dieser Lieblingsstücke auf sich hat.


Der "Barcelona Chair"

Einer der sicherlich bekanntesten Designklassiker ist der Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe. Er wurde 1929 in Zusammenarbeit mit Lilly Raich für die Weltausstellung in Barcelona hergestellt. Und auch wenn ihr den Namen des Erfinders nicht kennt, dann ist euch sicher der Sessel mit den sich kreuzenden Stahlprofilen und dem Lederbezug ein Begriff.

Die Lizenz für die Herstellung übergab Mies van der Rohe an die Firma Knoll International, einem in New York ansässigen deutschen Unternehmen – und dort ist sie auch heute noch.

Jetzt stellt sich die Frage: Wie ist es dann möglich, dass auch andere Firmen diesen Sessel anbieten?

Nun ja: Die Nachbauten sind eben nicht exakt gleich. Sie werden trotz einer Ähnlichkeit ganz anders umgesetzt. Es werden andere, weniger hochwertige Materialien und Konstruktionsweisen eingesetzt und somit die Lizenzrechte umgangen. Vor allem in England und in Italien gibt es zahlreiche Hersteller von Repliken, da dort andere Gebrauchsmusterschutzrechte gelten als z. B. in Österreich oder in Deutschland.


Wenn im Onlinehandel einer der begehrten Barcelona Chairs angeboten wird, dann ist auf jeden Fall Vorsicht geboten. Die Identifizierung eines Originals ist nicht immer ganz einfach. Ein Erkennungsmerkmal ist die Gravur „Knoll International“ und die Unterschrift von Mies van der Rohe auf dem rechten, hinteren Bein des Stahlstuhles. Und spätestens dann, wenn der Preis um mehr als 20% vom Originalpreis abweicht, sollte man skeptisch werden.


"Hocker 60" von Alvar Aalto versus "Ikea Frosta"

Einen weiterer Designklassiker – bzw. dessen Nachbau – kennt fast jeder. Es ist der stapelbare Hocker FROSTA von Ikea. Dort wurde er 1999 erstmals verkauft. Anfang der 2000er war dieses Möbelstück in nahezu jedem Haushalt zu finden: entweder als zusätzliche Sitzgelegenheit bei Partys oder als Couch-, Nacht- oder Beistelltisch. Genau diese variantenreiche Möglichkeit der Verwendung machte ihn so beliebt.



Der Erfinder dieses Tausendsassas ist der finnische Architekt Alvar Aalto. Im Jahr 1933, 10 Jahre vor der Gründung von Ikea – erfand er den praktischen und platzsparenden Stuhl aus Birkenholz. Heute bietet die Firma Artec das Original, den «Hocker 60», in einer Vielzahl von Farben und Ausführungen an. Bei Ikea gibt es aktuell den Frosta in einer Variante (Kyrre). Der Preisunterschied schlägt sich auch hier durch eine andere Herstellungsweise und der Materialqualität nieder. Der Preis des Ikea Hockers liegt bei rund 15 Euro, das Original von Artec beginnt bei ca. 250 Euro – je nach Ausführung.

Fun Fact: Bei etsy.com wird der Ikea Frosta Hocker (also quasi das Ikea „Original“) aus dem Jahr 1999 zeitweise um 150,- Euro angebotent. Also zählt auch dieser schon beinahe zu den Klassikern!


"Freischwinger" – der Stuhl ohne Hinterbeine

Einer der begehrtesten Möbelklassiker ist der Freischwinger von Marcel Breuer. Er war einer der bedeutendsten Designer des Bauhaus-Stils. Seine Original-Stühle aus Stahlrohr werden heute von Thonet produziert und sind Designikonen des 20. Jahrhunderts.


Wer die Lizenzen und Markenrechte eines Designklassikers besitzt, verpflichtet sich bei der Produktion des Objektes die Vorstellungen und den Entwurf des Designers originalgetreu umzusetzen. Ein echtes Designmöbel ist hochwertig verarbeitet, wertstabil und langlebig. Wer in ein Original investiert, investiert auch in ein Stück Geschichte.

Nachbauten des Freischwingers gibt es inzwischen Unzählige. Ein beliebtes Design wird gerne kopiert und der Trend dieses Sitzmöbels hält sich schon seit vielen Jahren.


Auch bei Lampen, Fliesen, Küchengeräten und Tapeten gibt es zahlreiche Nachahmer – aber das würde jetzt den Rahmen hier sprengen.



Woran erkenne ich das Original? 

Ein Original erkennt man in erster Linie durch bestimmte Kennzeichnungen, Echtheitszertifikate und Herstellerlogos. Einige Designklassiker verfügen außerdem über eine Authentizitätskennzeichnung durch einen Stempel mit der Unterschrift des Designers oder eine Identifikationsnummer.

Beim Kauf auf dem Flohmarkt oder auf Antiquitätenmärkten ist auf jeden Fall eine Recherche zweckmäßig und Vorsicht ein guter Ratgeber.


Warum sind Designklassiker des Mid-Century nach so vielen Jahren immer noch so heiß begehrt?

Durch das zeitlose Design lassen sich alte Klassiker einfach wunderbar in ein modernes Wohnkonzept integrieren. Ein Original wertet das Ambiente auf und als Besitzer kann man sich auch jeden Tag an solchen besonderen Stücken erfreuen. Ich finde, jedes Möbel, das eine eigene Geschichte zu erzählen hat, verleiht dem Raum eine spannende Atmosphäre. Mit den Vintage-Stücken sollte man es jedoch nicht übertreiben, sonst besteht die Gefahr, dass ein Raum schnell zu überladen oder der Stil zu „gewollt“ aussieht. Hier braucht es das nötige Fingerspitzengefühl, um einen ausgewogenen Mix aus modernem Design und alten Klassikern zu erreichen. Es gibt auf jeden Fall eine breite Palette an Gestaltungsmöglichkeiten und der Kreativität ist hier keine Grenze gesetzt.



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